Ausstellung während der Berlin Art Week, in unseren Räumen, vom 07.09.-27.09.2020, Manteuffelstr. 42, 10997 Berlin.
Künstler der Gruppenausstellung:
Katrin Bremermann, Camill Leberer und Jens Wolf
Die Form
Wenn wir es mit “der Form” als explizit abstrakte, und im konstruktivistischen Sinne für sich stehenden Form zu tun haben, ist die Frage worum geht es dann?
Bei Kathrin Bremermann, Camill Leberer und Jens Wolf entstehen geometrische und frei entwickelte Formen, die in ihrer harten Abgrenzung zur Umgebung entweder eine Farbfläche definieren oder genau das Gegenteil einen negativen Raum umschreiben. Daraus ergeben sich zumeist farbige Flächen, die entweder nebeneinander oder überlagernd in bestimmten Verhältnissen zueinander stehen. Ohne jetzt weiter auf Details wie Linienführung oder Farbauftrag, Struktur oder Komposition eingehen zu wollen, stellt sich eine grundsätzlichere Frage, nämlich, worum geht es dann in diesen Arbeiten? Seit Kandinsky frei erfundene Formen, die auf einem frei gewählten Format in frei vom Künstler gewählte Verhältnisse gesetzt werden, sind sozusagen der Tatbestand, dennoch erscheint alles eine präzise und klare Bestimmtheit zu haben, was den Eindruck erweckt, als müsse alles genau so sein, wie es ist. Dabei ist genau das die Frage, muss es alles genau so sein, oder könnte es auch anders aussehen? Etwas verschoben, etwas mehr in die Symmetrie, etwas ausgewogener beispielsweise orientiert am Goldenen Schnitt nach den Regeln der Harmonie? Letztendlich sind es genau die Abweichungen von der algorithmisch perfekten Komposition, um die es hier geht. Die Verschiebung aus der Mitte, die gebrochene Linie, die eben nicht perfekt horizontal gezogen wird, die Fläche, die angeschnitten im Bildformat sitzt usw., weil es der Künstler als Spiegel seines Erkenntnis und Persönlichkeitshorizontes so definiert. Ob er jetzt einen Flaschentrockner zur Kunst erklärt oder das Spektrum der Abstraktion auslotet, um ein poetisches Bilderrätsel in unsere Realität schafft, ist sozusagen eine rein persönliche Entscheidung, und seit sämtliche Tabus in der Kunst gebrochen sind auch weiterhin legitim, da alles auf Wiederholung und Variation beruht. Wer sich die Zeit nimmt und eintaucht in die Bilderwelt, erfährt möglicherweise etwas von einer spannenderen und letztendlich anderen Realität als unsere auf Funktionalität gepolten Welt.
Text: Wolfgang Flad